EU-Sumpf: Europas Bürger bekommen jetzt Klonfleisch und verstrahlte Lebensmittel (2)
Eva Herman
Etwa 15.000 Lobbyisten nehmen Einfluss auf die EU-Politik, ermittelte die Verbraucherschutzorganisation LobbyControl. Politiker aus Land, Bund und EU, EFSA-Mitarbeiter, Gremien, die Lebensmittelindustrie, sie alle saßen Dienstagnacht zusammen, um über ein Verbot von Klonfleisch zu beraten, auf das die allermeisten EU-Bürger so dringend gewartet hatten. Heraus kam Enttäuschendes, vielleicht auch Gefährliches: Die Lobbyisten hatten gewonnen. Künftig gibt es überall in der EU Klonfleisch zu kaufen, ungekennzeichnet, versteht sich.
Dazu schreibt die Verbraucherschutzorganisation foodwatch pikanterweise auf ihrer Homepage: »Entlarvend ist vor allem die Argumentation der EU-Kommission: Sie wollte von vornherein Produkte von Klon-Nachfahren ohne Einschränkung zulassen, weil sie sonst ›Vergeltungsmaßnahmen‹ der USA fürchtet. Auch aus dem Europäischen Rat – nicht zuletzt von der Bundesregierung – gab es Widerstand gegen eine Kennzeichnung. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) blockierten eine verbraucherfreundliche Regelung.« Vergeltungsmaßnahmen der USA? Was steckt dahinter? foodwatch klärt auf: Eine Kennzeichnungspflicht käme einem Einfuhrverbot praktisch gleich: US-Anbieter könnten Zuchtmaterial oder Fleisch kaum noch nach Europa ausführen, weil sie mangels Kenntlichmachung von Klonprodukten in den USA eine Kennzeichnungspflicht in Europa kaum erfüllen könnten. Einen solchen Handelsstreit fürchtet die EU-Kommission, könnten doch die USA im Gegenzug die Einfuhr von Produkten aus der europäischen Landwirtschaft oder sogar anderer Industriegüter stoppen. Vor allem bei Schweinefleisch und Milch produzieren die EU-Staaten jedoch zehn Prozent mehr, als sie benötigen – es gibt also ein massives Interesse daran, die Überschüsse ins Ausland zu verkaufen, so die Organisation.
Fast ähnlich verhält es sich jetzt mit Lebensmitteln aus Japan.
Die Verbraucherorganisation foodwatch und das Umweltinstitut München e.V. haben die Informationspolitik der Bundesregierung über die Lebensmittelsicherheit nach der Reaktorkatastrophe in Japan kritisiert.
Zwar weist Bundesverbraucherministerin Aigner seit Tagen auf verstärkte Kontrollmaßnahmen und spezielle Schutzstandards in Sachen Lebensmittel aus Japan, doch informiert sie die Öffentlichkeit nicht darüber, dass die EU-weit geltenden Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus den betroffenen Regionen Japans am vergangenen Wochenende deutlich erhöht wurden. Auch hier warnt die foodwatch in einer aktuellen Pressemitteilung: »War bisher eine kumulierte Radioaktivität von Cäsium-134 und Cäsium-137 von maximal 600 Becquerel/Kilogramm zulässig, traten am vergangenen Wochenende bis zu 20-fach höhere Obergrenzen von bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm für bestimmte Produkte aus Japan in Kraft. Zwar gebe es in Europa derzeit keinen Anlass zur Sorge über hochbelastete Produkte aus Japan im Handel – dies rechtfertige jedoch weder die lückenhafte Informationspolitik der Bundesregierung noch die Heraufsetzung der Grenzwerte. Die Ministerin rede nur von verstärkten Kontrollen und verschweige, dass gleichzeitig die Sicherheitsstandards für japanische Lebensmittel gesenkt wurden. So enthalte Aigner der Öffentlichkeit wichtige Informationen vor – so gewinne sie sicher nicht das Vertrauen der Bürger«, so Thilo Bode, foodwatch-Geschäftsführer. Sowohl seine Organisation als auch das Umweltinstitut München e.V. sprachen sich dafür aus, einen kompletten Importstopp zu verhängen. So hätten wahrscheinlich auch die EU-Bürger entschieden, die Mehrheit von ihnen auf jeden Fall. Aber: Sie werden nicht gefragt, werden nicht mehr gehört.
Bleibt zum Schluss noch einmal die Frage, wie lange sich die Menschen in 27 Ländern das noch gefallen lassen wollen? Sie kennen doch langsam die Wahrheit, und sie sind in der Überzahl, nicht etwa Lobbyisten und Politiker. Warum also kaufen sie künftig trotzdem Klonfleisch und Cäsium-Fischöl?
Eva Herman
Etwa 15.000 Lobbyisten nehmen Einfluss auf die EU-Politik, ermittelte die Verbraucherschutzorganisation LobbyControl. Politiker aus Land, Bund und EU, EFSA-Mitarbeiter, Gremien, die Lebensmittelindustrie, sie alle saßen Dienstagnacht zusammen, um über ein Verbot von Klonfleisch zu beraten, auf das die allermeisten EU-Bürger so dringend gewartet hatten. Heraus kam Enttäuschendes, vielleicht auch Gefährliches: Die Lobbyisten hatten gewonnen. Künftig gibt es überall in der EU Klonfleisch zu kaufen, ungekennzeichnet, versteht sich.
Dazu schreibt die Verbraucherschutzorganisation foodwatch pikanterweise auf ihrer Homepage: »Entlarvend ist vor allem die Argumentation der EU-Kommission: Sie wollte von vornherein Produkte von Klon-Nachfahren ohne Einschränkung zulassen, weil sie sonst ›Vergeltungsmaßnahmen‹ der USA fürchtet. Auch aus dem Europäischen Rat – nicht zuletzt von der Bundesregierung – gab es Widerstand gegen eine Kennzeichnung. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) blockierten eine verbraucherfreundliche Regelung.« Vergeltungsmaßnahmen der USA? Was steckt dahinter? foodwatch klärt auf: Eine Kennzeichnungspflicht käme einem Einfuhrverbot praktisch gleich: US-Anbieter könnten Zuchtmaterial oder Fleisch kaum noch nach Europa ausführen, weil sie mangels Kenntlichmachung von Klonprodukten in den USA eine Kennzeichnungspflicht in Europa kaum erfüllen könnten. Einen solchen Handelsstreit fürchtet die EU-Kommission, könnten doch die USA im Gegenzug die Einfuhr von Produkten aus der europäischen Landwirtschaft oder sogar anderer Industriegüter stoppen. Vor allem bei Schweinefleisch und Milch produzieren die EU-Staaten jedoch zehn Prozent mehr, als sie benötigen – es gibt also ein massives Interesse daran, die Überschüsse ins Ausland zu verkaufen, so die Organisation.
Fast ähnlich verhält es sich jetzt mit Lebensmitteln aus Japan.
Die Verbraucherorganisation foodwatch und das Umweltinstitut München e.V. haben die Informationspolitik der Bundesregierung über die Lebensmittelsicherheit nach der Reaktorkatastrophe in Japan kritisiert.
Zwar weist Bundesverbraucherministerin Aigner seit Tagen auf verstärkte Kontrollmaßnahmen und spezielle Schutzstandards in Sachen Lebensmittel aus Japan, doch informiert sie die Öffentlichkeit nicht darüber, dass die EU-weit geltenden Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus den betroffenen Regionen Japans am vergangenen Wochenende deutlich erhöht wurden. Auch hier warnt die foodwatch in einer aktuellen Pressemitteilung: »War bisher eine kumulierte Radioaktivität von Cäsium-134 und Cäsium-137 von maximal 600 Becquerel/Kilogramm zulässig, traten am vergangenen Wochenende bis zu 20-fach höhere Obergrenzen von bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm für bestimmte Produkte aus Japan in Kraft. Zwar gebe es in Europa derzeit keinen Anlass zur Sorge über hochbelastete Produkte aus Japan im Handel – dies rechtfertige jedoch weder die lückenhafte Informationspolitik der Bundesregierung noch die Heraufsetzung der Grenzwerte. Die Ministerin rede nur von verstärkten Kontrollen und verschweige, dass gleichzeitig die Sicherheitsstandards für japanische Lebensmittel gesenkt wurden. So enthalte Aigner der Öffentlichkeit wichtige Informationen vor – so gewinne sie sicher nicht das Vertrauen der Bürger«, so Thilo Bode, foodwatch-Geschäftsführer. Sowohl seine Organisation als auch das Umweltinstitut München e.V. sprachen sich dafür aus, einen kompletten Importstopp zu verhängen. So hätten wahrscheinlich auch die EU-Bürger entschieden, die Mehrheit von ihnen auf jeden Fall. Aber: Sie werden nicht gefragt, werden nicht mehr gehört.
Bleibt zum Schluss noch einmal die Frage, wie lange sich die Menschen in 27 Ländern das noch gefallen lassen wollen? Sie kennen doch langsam die Wahrheit, und sie sind in der Überzahl, nicht etwa Lobbyisten und Politiker. Warum also kaufen sie künftig trotzdem Klonfleisch und Cäsium-Fischöl?