Wer ein Hotel betritt, steht als erstes in der Lobby, in der Hotelhalle. Genauso ist es, wenn man in ein politisches Parlament möchte: Auch hier gibt es, bildlich gesprochen, einen Vorraum, die Lobby, so lobbycontrol. Dorthin kommen viele Vertreter von Industrie und Wirtschaft, Forschung und Technik, die sogenannten Lobbyisten, weil sie wissen, dass man hier einflussreiche Leute treffen kann. Hier sitzen sie und warten, um den vorbeieilenden Politikern, die ins Parlament wollen, ihre Interessen mitzuteilen. Und jetzt bereits teilt sich die Spreu vom Weizen: Manche Politiker setzen, wenn sie von den Lobbyisten angesprochen werden, ihren Weg unbeirrt fort, um im Parlament einzig zu Gedeih und zum Wohle der Bevölkerung ihre Entscheidungen abzustimmen. Andere bleiben stehen und hören zu und überlegen eine Weile, was sie wohl machen könnten, und die letzte Gruppe verabredet sich gleich mit den Lobbyisten für ein heimliches, späteres Treffen, wo sie deren Lobby-Vorstellungen dann entgegennehmen, sie in die Politik, schlimmstenfalls sogar in die Gesetze einbringen und dafür Geld kassieren.
Übrigens: Auch Journalisten durchqueren diese Lobby regelmäßig, um für ihre aktuelle Berichterstattung ins Parlament zu gelangen. Auch diese Reporter und Redakteure werden unten, in der großen Halle, von den Lobbyisten angesprochen. Und auch hier ist es ähnlich wie bei den Politikern: Jeder Journalist kann selbst entscheiden, ob er auf einen verführerischen Batzen Geld verzichtet und weiterhin seinem Auftrag und der Wahrheit gemäß handelt, indem er sich durch sachliche und objektive Berichterstattung für die Interessen und das Wohl der ganzen Gesellschaft einsetzt, oder ob auch er Geheimtreffen vereinbart, um künftig die Sichtweise und Interessen der Lobbyisten in der Öffentlichkeit zu vertreten und somit deren Image öffentlich wirksam und machtvoll schönmalt.
Fatal wird es übrigens dann, wenn sich Lobby-Politiker und Lobby-Journalisten in ihrer Lobbyarbeit einig sind, sich ebenso kurzschließen und – bezahlt vom selben Auftraggeber – an einem Strang ziehen. Dann muss der EU-Bürger zu Hause vor Zeitung und Fernseher sich nicht nur damit abfinden, dass für ihn diese unerklärlichen, merkwürdigen politischen Entscheidungen getroffen werden, sondern dass sie in der Presse auch noch als richtig und gut schöngeredet werden. So oft er sich auch am Kopf kratzen und überlegen mag, warum er alleine anscheinend eine andere Ansicht zu haben scheint, als der Rest der Welt, es wird ihm wenig weiterhelfen. Außer, er kennt das System des Lobbyismus.
Der EU-Bürger mag sich also immer wieder über unsinnige, ungesunde oder sogar gefährliche Entscheidungen der obersten Politikgremien ärgern, die er und seine Familie stressgeplagt auszubaden haben: Ob es sich um plötzlich erlaubtes, nicht zu kennzeichnendes Klonfleisch handelt, ob es das Heraufsetzen der radioaktiven Strahlenmesswerte japanischer Lebensmittel aus Fukushima betrifft, ob es die Einführung von Genkartoffeln und Genmais betrifft, auch die Laufzeitverlängerung alter Atomkraftwerke, all das und noch viel mehr gehört zum Thema Lobbyismus. Er wird derzeit wenig ändern können. Auch wenn er, der EU-Bürger, all das nachweislich NICHT haben möchte. Es wird weiterhin über seinen Kopf hinweg und gegen seinen Willen beschlossen. Wie lange noch? Solange er es sich gefallen lässt und den Lobbyisten ihr Handwerk nicht legt. Klar ist leider auch: Je mehr Lobbyisten mitspielen, umso drastischer fallen die Entscheidungen aus.
Die schlechte Nachricht zum Schluss: Wer hofft, es möge besser werden, der wird enttäuscht: Es werden immer mehr Lobbyisten: So ermittelte das Verbraucher-Portal LobbyControl, dass es derzeit etwa 15.000 Lobbyisten sein sollen, die an den Entscheidungen der Europäischen Union mitwirken. Was der geplagte EU-Bürger jetzt tun soll? Als Erstes gilt es, aufzuwachen und sich zu informieren. Wer sich für das Thema Lobbyismus öffnet, wird schnell feststellen, dass er mit Sicherheit nicht der einzige Gegner dieser ungerechten Methoden ist. Wie die zurückliegenden Ereignisse zeigen, hat sich der Mehrheitswille der Menschen immer dann durchgesetzt, wenn sie sich einig waren, ob es sich um den jüngsten Fall von »Stuttgart 21« handelt oder ob man sich an den historischen Fall der Mauer erinnert. Der Kopp Verlag hat in zurückliegender Zeit regelmäßig und umfangreich über Lobbyismus berichtet. Das wird auch in Zukunft so bleiben.
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